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Die Lastverlagerung auf die Hinterachse ist mit angehobenem Werkzeug größer

Wie wirkt Lastverlagerung auf die Hinterreifen des Traktors?

Verfasst von Traktorreifenexperte | 09 Mai 2023

Zusätzlich zum Gewicht von Traktor und Ballastierung werden Ihre Reifen durch das Gewicht des Werkzeugs belastet. Wie aber kann man feststellen, ob die Lastverlagerung auf die Hinterräder zu groß ist?
Und ob eventuell die Hinterreifen in Gefahr sind? Und wie hoch der Druck sein muss, um die jeweilige Last richtig auszugleichen?
Ohne jedoch den Druck zu stark zu erhöhen, um nicht zu guter Letzt das ganze Feld zu verdichten?
Wenn Sie jetzt auf die Idee kommen, irgendeinen Durchschnittsdruck zu wählen, haben Sie leider keine der obigen Fragen beantwortet, die so wichtig für den Verschleiß Ihrer Reifen und die Qualität Ihrer Arbeit sind.

Wir haben hier zusammengestellt, was Sie über die Auswirkungen von Lastverlagerung auf Ihre Traktorreifen wissen sollten.

1. Ermittlung der Masse von Traktor und Werkzeug

Im Gegensatz zu den Vorderreifen werden die Hinterreifen sowohl auf dem Feld als auch auf der Straße durch das Gewicht des Traktors und des Werkzeugs stark beansprucht.

Eine schlechte Lastverlagerung bzw. ein zu schweres Werkzeug kann zu einem schnellen Verschleiß der Hinterachse führen und Sie bei der Arbeit behindern. Aus diesem Grund sollten Sie überprüfen, mit welchen Lasten Sie es zu tun haben und den Druck entsprechend einstellen, damit Ihre Reifen bei jedem Werkzeugwechsel geschützt sind.

Darüber hinaus ist zwischen Fahrten auf der Straße mit angehobenem Werkzeug und der Arbeit auf dem Feld mit abgesenktem Werkzeug zu unterscheiden, weil sich die Lastverlagerung in beiden Situationen unterscheidet.
Da jeder Reifen einen (vom Hersteller mitgeteilten) Lastindex besitzt, der nicht überschritten werden darf, müssen Sie die maximale Lastverlagerung ermitteln, die Ihre Hinterachse aushalten kann, um die Reifen nicht zu beschädigen.

Wie wird die Hinterachse gewogen?

Die Berechnung der Last erfolgt mit angehobenem Werkzeug, um die maximale Last zu ermitteln, die beim Transport auf der Straße auf die Hinterachse wirkt.

Entweder, Sie besitzen eine entsprechende Waage, oder Sie berechnen die Last manuell. Dazu müssen Sie das Gewicht Ihres Werkzeugs und des Traktors kennen.

Die Formel für die Berechnung ist folgende:

Formel zur Berechnung der auf jeder Achse ruhenden Last

Daten und Messungen zur Durchführung der obigen Berechnung
  • M1 = Ballastierungsgewicht vorn bzw. des vorderen Werkzeugs
  • M2 = Gewicht des Werkzeugs hinten
  • d1 = Abstand von der Mitte des Ballastierungsgewichts vorn bis zur Mitte der Hinterachse
  • E = Abstand von der Mitte der Vorderachse bis zur Mitte der Hinterachse
  • d2 = Abstand von der Mitte der Hinterachse bis zur Mitte des hinten getragenen Werkzeugs
  • Gewicht der Vorderachse = Angaben des Herstellers
  • Gewicht der Hinterachse = Angaben des Herstellers
Traktor FENDT mit Sämaschine

 

BEISPIEL: Traktor FENDT 930 - 305 PS - mit Sämaschine
Gewicht des Traktors Leergewicht der Sämaschine Gesamtgewicht
12.260 kg 7.440 kg 19.700 kg

 

Lastverlagerung auf die Hinterachse
Die Lastverlagerung der Sämaschine auf die Hinterachse beträgt 6.300 kg

 

Nachdem Sie die Lastverlagerung präzise ermittelt haben, können Sie den optimalen Arbeitsdruck einstellen.

Bei diesem Beispiel beträgt der optimale Reifendruck auf dem Feld hinten 0,8 bar und vorn 1,0 bar.

In dieser Konfiguration erhalten wir einen breiten Bodenaufstand der Reifen und damit eine Verdichtung, die null beträgt, trotz des erheblichen Gewichts des Gespanns und der starken Lastverlagerung auf die Hinterachse.

 

Ballastieren Sie den Traktor vorn, um die Hinterachse zu entlasten

Nachdem Sie die Last berechnet haben, können Sie die Vorderseite des Traktors ballastieren, um das Heck zu entlasten. Beachten Sie dabei die maximal zulässige Tragfähigkeit jedes Reifens.

Sie ballastieren also vorn im Verhältnis zum Gewicht des Werkzeugs hinten, um eine Gewichtsverteilung von 40 % vorn und 60 % hinten zu erhalten. Die Ballastierung kann mit einem Metallgewicht oder einem Hubwerkzeug vorn erfolgen.

Ausgleich der Lastverlagerung nach hinten durch eine Ballastierung vorn
Ausgleich der Lastverlagerung nach hinten durch eine Ballastierung vorn

 

2. Anpassung des Drucks an die Geschwindigkeit

Zur Festlegung eines optimalen Reifendrucks ist die Lastberechnung jedoch nicht ausreichend. Sie müssen jetzt noch die geplante Geschwindigkeit berücksichtigen, um vorzeitigen Reifenverschleiß zu vermeiden.

Ebenso wie bei der Last den Lastindex müssen Sie bei der Geschwindigkeit den vom Hersteller festgelegten maximalen Geschwindigkeitsindex berücksichtigen (der auf der Reifenseite steht).

Fahren Sie schneller als dieser Index erlaubt, wird sich der Gummi, aus dem die Lauffläche Ihres Reifens besteht, wegen einer durch die Geschwindigkeit bedingten übermäßig starken Erwärmung sehr schnell abnutzen. Dies kann zu einer Beschädigung seiner Seiten und Innenstruktur führen, so dass Sie den Reifen ersetzen müssen und hunderte Nutzungsstunden verlieren.

Passen Sie die Geschwindigkeit an, um mehr Last tragen zu können, wenn Sie den Druck nicht anpassen

Beim Transport schwerer Lasten auf der Straße muss normalerweise der Druck erhöht werden, um diese Lasten auszugleichen.

Wenn Sie also den Druck auf dem Feld senken, weil Sie Ihre Böden nicht verdichten wollen, und Sie dann mit demselben Druck auf der Straße fahren, der dort zu niedrig ist, können Ihre Reifen aufgrund des Gewichts sehr schnell verschleißen.

Daneben besteht die Gefahr einer Beeinträchtigung der Karkasse und damit der kompletten Zerstörung des Reifens.

Diese Belastung des Gummis bei niedrigem Druck aufgrund von Erwärmung können Sie durch eine erhebliche Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit auf der Straße mindern, da dann die Lauffläche weniger beansprucht wird.

In jedem Fall ist eine niedrige Geschwindigkeit ein Mittel des Lastausgleichs, ohne den Druck allzu sehr zu erhöhen. Eine starke Lastverlagerung auf die Hinterachse verlangt immer, sehr langsam zu fahren. Nur so vermeiden Sie den Kompromiss mit dem Durchschnittsdruck, der zu Lasten von Bodenverdichtung gehen würde.

BEISPIEL: Reifen IF 710/70 R42 - 179D
Druck: 2,4 bar
Geschwindigkeit: 65 km/h
Tragfähigkeit = 7.750 kg
Druck: 2,4 bar
Geschwindigkeit: 10 km/h
Tragfähigkeit = 9.840 kg, d. h. plus 25 %
Druck: 0,8 bar
Geschwindigkeit: 65 km/h
Tragfähigkeit = 4.210 kg
(von dieser Geschwindigkeit wird bei diesem Druck abgeraten)
Druck: 0,8 bar
Geschwindigkeit: 10 km/h
Tragfähigkeit = 5.345 kg, d. h. plus 25 %

 

GUT ZU WISSEN:

Die Einhaltung des Geschwindigkeitsindex ist wichtig, da Sie dadurch Ihre Reifen in Abhängigkeit von einer bestimmten Last länger fahren können.

Die Überschreitung dieses Speed-Limits hat jedoch keine Auswirkungen auf die Reifenstruktur, wenn Sie wenig geladen haben oder leer fahren, natürlich unter Beachtung der übrigen Sicherheitsvorschriften.

 

3. Ausgleich der auf die Hinterachse wirkenden Last durch eine Reifendruckregelanlage

Die Reifendruckregelanlage ist eine Vorrichtung, mit der man den Reifendruck im laufenden Betrieb einstellen kann, ohne dass der Fahrer aus seiner Kabine klettern muss.

Es braucht nur wenige Minuten, um den Reifendruck in Abhängigkeit von Last und Boden zu ändern.

Die Regelung des Reifendrucks mit einer speziellen Anlage ist eine interessante Option für den Ausgleich der auf die Hinterachse des Traktors wirkenden Last, wenn das Werkzeug angehoben ist und Sie damit auf der Straße fahren. Ohne dieses System müssen Sie den Druck immer manuell mit einem zusätzlichen Kompressor einstellen (den man nicht unbedingt bei sich hat), und zwar bei jedem Wechsel des Untergrunds.

Eine Reifendruckregelanlage bietet Ihnen aber noch viele weitere Vorteile.

 

Druckausgleich mit einer Sodijantes-Reifendruckregelanlage
Druckausgleich mit einer Sodijantes-Reifendruckregelanlage

Schnelle Druckanpassung in Abhängigkeit vom Boden

Durch die Installation einer Reifendruckregelanlage an Ihren Agrarreifen können Sie den Druck schnell und unkompliziert an die Fahrgeschwindigkeit und an die Art des Bodens anpassen.

  • Auf dem Feld: Wenn es die Last mit dem abgestellten Werkzeug erlaubt, können Sie 10 km/h fahren und den Druck bis auf 0,8 bar senken, um Ihre Böden zu schützen.

  • Auf der Straße: Sie können in Abhängigkeit von der Last mit dem angehobenen Werkzeug bis zu 50 km/h schnell fahren, nachdem Sie den Druck auf ca. 1,6 bar gesteigert haben (in Abhängigkeit von der Reifengröße und den Lasten). Damit reduzieren Sie z. B. den Rollwiderstand, den Reifenverschleiß und den Kraftstoffverbrauch.

Mit einer Reifendruckregelanlage, mit der Sie den Druck laufend einstellen können, vermeiden Sie den Kompromiss eines Durchschnittsdrucks, der die Qualität Ihrer Arbeit negativ beeinflusst und Bodenverdichtung fördert.
Sie sparen Zeit, da Sie den Druck in Ihren Reifen einfach durch Betätigen eines Knopfs in der Fahrerkabine regulieren können.

Tank Air Wheel-Felgen mit Reifendruckregelanlage
Tank Air Wheel-Felgen mit Reifendruckregelanlage

Schnelle Amortisierung und weniger Reifenverschleiß

Der Kauf eines Reifendruckregelsystems ist eine Investition, die sofort Nutzen bringt und in etwa drei Jahren amortisiert ist.

Studien der Hersteller haben gezeigt, dass eine derartige Anlage massiv Kraftstoff spart, die Lebensdauer der Reifen verlängert, da sie nicht so schnell verschleißen, die Traktion verbessert und Bodenverdichtung reduziert.

Ihre Erträge und Ihre Produktivität werden ganz allgemein erheblich gesteigert.

 

4. Fazit

Durch die korrekte Berücksichtigung der Lastverlagerung auf die Hinterreifen Ihres Traktors können Sie Ihr Gespann besser ausgleichen, mit dem niedrigstmöglichen Druck fahren, um Bodenverdichtung zu vermeiden, Schlupf zu reduzieren und auf jedem Acker Zeit zu sparen.

Wenn Sie zusätzlich auch noch eine Reifendruckregelanlage verwenden, fahren Sie auf der Hinterachse immer mit dem besten Druck, trotz der erheblichen Lastverlagerung, die entsteht, wenn das Werkzeug bei Straßenfahrten angehoben ist. Das reduziert Verschleiß, verlängert die Lebensdauer Ihrer Agrarreifen und verbessert die Traktionsleistung des Traktors.

 


Um Sie bei der Erkennung von Alarmsignalen zu unterstützen, die auf einen vorzeitigen Verschleiß hinweisen, haben wir den Guide „Wie ich anormalen Verschleiß bei meinen Traktorreifen feststellen kann“ erarbeitet, den Sie hier kostenlos herunterladen können.

Wie ich anormalen Verschleiß bei meinen Traktorreifen feststellen kann

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Themen: Landwirtschaftsreifen-TECHNIK

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