;
Lehre zum Messen von Reifenabrieb

Wie kann ich bei meinen Agrarreifen Verschleiß feststellen und verlangsamen?

Verfasst von Traktorreifenexperte | 03 November 2023

Die Arbeitseffektivität eines Traktors in der Landwirtschaft hängt zu einem Großteil von seinen Reifen ab. Deren Leistungsfähigkeit ist eine Grundvoraussetzung für optimales Arbeiten. Leider nutzen sich Reifen mit der Zeit durch Benutzung ab.
Sie sind sowohl auf dem Feld als auch bei Straßenfahrten vielen Belastungen und Beanspruchungen ausgesetzt. Deswegen ist es wichtig, die Reifen regelmäßig zu überprüfen und sorgfältig zu behandeln, damit sie lange halten und leistungsfähig bleiben. Will man ihre Lebensdauer verlängern, muss man zunächst einmal verstehen, wie ein Verschleißprozess abläuft.

In diesem Artikel beschreiben wir die wichtigsten Verschleißmechanismen von Agrarreifen, wie man diese feststellt und welche Lösungen es zu deren Verlangsamung gibt, um die Rentabilität Ihres Reifeninvestments zu maximieren.

1. Anormaler Verschleiß. Feststellung und Lösungsvorschläge

Ihre Agrarreifen verschleißen normal, wenn die Höhe der Stollen im Laufe der Zeit über die gesamte Breite der Lauffläche gleichmäßig abnimmt.

Verschleiß ist unvermeidbar und hängt vom Bodentyp, von der jeweiligen Kultur, von der Art der verrichteten Arbeit, der Last, der Geschwindigkeit, der Schlupfrate usw. ab.

Es gibt aber auch einen anormalen Verschleiß. Dieser deutet häufig auf eine schlechte Einstellung oder eine unangebrachte Nutzung des Agrarreifens hin. Er kann die Leistung, Ihre Sicherheit und Ihren Investitionsrücklauf beeinträchtigen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die diversen Verschleißarten zu erkennen und so schnell wie möglich gegenzusteuern.

Hier einige Beispiele für einen Verschleiß, der nicht mehr normal ist, und dessen mögliche Gründe:

Schräger Abrieb:

Hierbei handelt es sich um einen stärkeren Verschleiß an der Innenseite des rechten Reifens und an der Außenseite des linken Reifens (oder umgekehrt). Dieser kann durch häufiges Fahren auf abschüssigem Gelände, einen zu niedrigen Druck, mechanischen Verschleiß (Lenkköpfe bzw. Lager) oder auf eine falsche Einstellung der Lenkung zurückzuführen sein.

Für eine Korrektur ist der Druck richtig einzustellen sowie die Spur und die Achsgeometrie zu prüfen. Wenn der Verschleiß zu ausgeprägt ist, können Sie auch die Reifen umwechseln.

Mittiger Abrieb an der Stollennase:

In diesem Fall erkennt man einen stärkeren Abrieb in der Reifenmitte. Dieser kann durch einen zu hohen Druck verursacht sein, der dazu führt, dass die gesamte Last auf der Mitte der Lauffläche ruht.

Um dem abzuhelfen, ist der Druck in Abhängigkeit von der Last, von der Art der Arbeit und vom Bodentyp zu korrigieren.

Verschleiß bei Agrarreifen aufgrund eines positiven Sturzes
Verschleiß bei Agrarreifen aufgrund eines positiven Sturzes

Ungleichmäßiger, symmetrischer bzw. einseitiger Verschleiß:

Erkennbar an der Innen- bzw. Außenseite der Reifen. Ursachen hierfür können eine schlechte Einstellung des Sturzes - d. h. die Reifen stehen nicht genau senkrecht auf dem Boden - oder mechanischer Verschleiß (Lenkköpfe bzw. Lager) sein.

Um hier abzuhelfen, ist der Sturz zu überprüfen und ggf. zu korrigieren, oder Sie tauschen die defekten mechanischen Teile aus.

Verschleiß der Stollen durch Schnitte und Abplatzungen:

Diese Art von Verschleiß senkt die Lebensdauer Ihrer Reifen dramatisch. Erkennbar ist er durch viele Risse auf den Stollen und ausgerissene Gummiteilchen. Ursache können sehr aggressive Böden und Steine sein, die den Gummi angreifen. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist die Schlupfrate auf 8 bis 12 % einzustellen. Sie können die Schlupfrate senken, indem Sie die exakte Achslast ermitteln und den optimalen Druck einstellen.

Wenn Sie später neue Reifen brauchen, wählen Sie ein Modell mit einem strapazierfähigeren Gummi.

Verschleiß der Stollen durch Schnitte und Abplatzungen
Verschleiß der Stollen durch Schnitte und Abplatzungen

 

2. Ab welchem Verschleißgrad muss ich meine Agrarreifen austauschen?

Es gibt keine allgemeinverbindliche Regel, ab wann ein Agrarreifen ausgetauscht werden muss. Das hängt vor allem davon ab, wofür Sie die Reifen einsetzen, von Ihrem Bedarf und Ihren Prioritäten. Nichtsdestotrotz gibt es einige Indikatoren, die Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung helfen.

Die meisten Hersteller empfehlen einen Reifentausch bei einem Verschleißgrad von 75 %, d. h., wenn im Vergleich zum Neuzustand noch ein Viertel der Stollen vorhanden ist. Ein Reifen, der bereits so weit abgefahren ist, hat bereits einen Großteil seiner Leistungsfähigkeit eingebüßt, was bedeutet, dass er nicht mehr so gut zieht, vor allem auf feuchtem Boden.

Durch diesen Verlust an Grip steigt Ihr Kraftstoffverbrauch. Die Arbeit geht langsamer voran und hat eine schlechtere Qualität (Bodenverdichtung aufgrund eines zu hohen Schlupfs).

Lehre zum Messen des Verschleißzustands der Stollen
Lehre zum Messen des Verschleißzustands der Stollen

Wenn Sie Ihren Traktor vor allem auf dem Feld einsetzen, könnte es eine kluge Entscheidung sein, Ihre alten Reifen jetzt auszusondern und neue zu kaufen, um auch weiterhin effizient und sicher zu arbeiten. Wenn Sie Ihren Traktor hauptsächlich für Straßentransporte nutzen, können Sie die Reifen noch ein bisschen weiter abfahren, bis zu 90 %, um deren Lebensdauer voll auszuschöpfen. Sie müssen jedoch aufpassen, da darüber hinaus die Straßenlage und das Bremsverhalten leiden.

Den Verschleißgrad Ihrer Reifen können Sie mit einer Schablone oder eine Messlehre messen, die Ihnen e anzeigt. Diese Instrumente erhalten Sie bei Ihrem Reifenhändler bzw. Reifenhersteller.

 

3. Welches sind die Hauptgründe für Verschleiß bei Agrarreifen?

Agrarreifen sind vielen unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt, die deren Verschleiß beeinflussen. Zu den wichtigsten Verschleißfaktoren gehören:

Der Bodentyp:

Harte Böden mit scharfen Kanten oder solche mit vielen Steinen sind für Reifen aggressiver als weiche, tonige oder sandige Untergründe. Sie verursachen Schnitte, Abplatzungen und sorgen dafür, dass die Stollen schneller verschleißen. Abschüssiges Gelände bzw. Hanglagen benötigen mehr Traktion und verursachen damit ebenfalls mehr Verschleiß.

Eine unangemessene Verwendung:

Jedes Reifenmodell wurde vom Hersteller für einen bestimmten Zweck entwickelt. Wenn Sie das nicht berücksichtigen und z. B. auf dem falschen Boden fahren oder zu schnell oder plötzlich beschleunigen oder stark bremsen, wirkt sich das negativ auf die Lebensdauer Ihrer Reifen aus. Bei Überbeanspruchung müssen Sie aufgrund der Verformung und der übermäßigen Erwärmung des Gummis mit mehr Verschleiß rechnen.

Eine aggressive Fahrweise trägt erheblich zu Reifenverschleiß bei
Eine aggressive Fahrweise trägt erheblich zu Reifenverschleiß bei

Die Art der Kultur bzw. der Arbeit:

Kulturen, die häufig bearbeitet werden, Arbeiten mit schweren Lasten und Manövrieren auf der Stelle sind für Reifen anspruchsvollere Tätigkeiten als einfache Geradeausfahrten. Sie bewirken aufgrund der Reibung und der Torsion der Stollen einen stärkeren Verschleiß.

Der Druck:

Der Druck ist ein wichtiger Parameter, wenn es um Reifenabrieb geht. Ein zu niedriger oder zu hoher Druck im Verhältnis zu der Art der zu verrichtenden Arbeit und zum Bodentyp kann zu schnellem Abrieb, Traktionsverlust, übermäßigem Kraftstoffverbrauch, Beschädigung der Karkasse und einem höheren Risiko führen, dass der Reifen platzt.

 

4. Welche Arbeiten sind für meine Agrarreifen am schwersten?

Einige Arbeiten in der Landwirtschaft stellen für Reifen eine besondere Herausforderung dar. Es handelt sich vor allem um:

Arbeiten mit schweren variablen Lasten:

Gemeint sind schwere Lasten, die sich immer wieder in Abhängigkeit von der Arbeit ändern und für die der eingestellte Reifendruck häufig falsch ist (Ernte, Ausbringung von Flüssigkeiten aller Art). Diese ständigen Lastschwankungen stellen die Karkasse und die Lauffläche der Reifen auf eine harte Bewährungsprobe.

Pflügen und Bodensanierung:

Für beide Tätigkeiten wird eine starke Traktion und ein hohes Drehmoment benötigt, was für die Reifenstollen sehr belastend ist. Zusätzlich ist ein auf den Bodentyp angepasster Druck notwendig, um Verdichtung und Erosion zu vermeiden.

Beschleunigter Verschleiß von Agrarreifen durch Straßentransporte
Beschleunigter Verschleiß von Agrarreifen durch Straßentransporte

Häufige Transporte:

Im Gegensatz zu Autoreifen sind Agrarreifen besser für die Feldarbeit und lockere Böden geeignet. Da der Straßenbelag aus vielen kleinen Aggregaten besteht, ist er sehr hart und scharf. Durch die Geschwindigkeit, die auf der Straße naturgemäß höher ist, verschleißen die weicheren Agrarreifen schneller und verkürzt sich deren Lebensdauer. Häufige Straßentransporte verlangen einen höheren Druck, der für die Straße besser geeignet ist, um Verschleiß zu reduzieren, den Fahrkomfort zu erhöhen und sicher bremsen zu können.

Bauarbeiten:

Der Einsatz des Traktors bei Bau- und Erdarbeiten wirkt sich aufgrund der vielen Steine, von Schutt und Abraum, wie er für derartige Einsatzorte üblich ist, auf den Verschleiß von Lauffläche und Karkasse aus.

Schnellerer Verschleiß von Agrarreifen beim Einsatz im Straßenbau
Schnellerer Verschleiß von Agrarreifen beim Einsatz im Straßenbau

5. Wie Sie Verschleiß besser steuern und vorhersehen können

Um Verschleiß Ihrer Agrarreifen besser steuern und vorhersehen zu können, gibt es einige einfache Gute Praktiken:

  • Häufige Kontrollen des Drucks und des Reifenzustands: Es empfiehlt sich, vor jedem Gebrauch die Reifen einer Sichtprüfung zu unterziehen, um eventuelle Anomalien zu entdecken (Schnitte, Risse, Beulen) und den Verschleißgrad zu messen. Es ist weiterhin empfehlenswert, den Druck bei kalten Reifen im Schatten mit einem zuverlässigen Manometer regelmäßig zu überprüfen.
  • Regelmäßige Anpassung des Drucks in Abhängigkeit von der Art der Arbeit, dem Bodentyp und den zu tragenden Lasten: Beachten Sie dabei die Empfehlungen des Herstellers bzw. Händlers.
Häufige Druckanpassungen zur Reduzierung von Verschleiß
Häufige Druckanpassungen zur Reduzierung von Verschleiß
  • Fahren Sie umweltfreundlich und langsamer, mit gleichmäßiger Geschwindigkeit und ohne Hektik. Die Geschwindigkeit hat einen starken Einfluss auf Abrieb. Wenn Sie das beachten, können Sie über die Lebensdauer eines Reifens viele tausend Nutzungsstunden hinzugewinnen.

 

FAZIT

Die Lebensdauer Ihrer Agrarreifen hängt nicht nur von ihrer dynamischen Qualität ab. Ihre Fähigkeit, Verschleißerscheinungen zu erkennen, deren Ursachen zu verstehen und die Reifen richtig zu verwenden und zu fahren, ist Voraussetzung für die Verlängerung der Nutzungsdauer.
Wenn Sie diese Punkte beherrschen, optimieren Sie nicht nur Ihre Betriebskosten durch Herausschieben des Zeitpunkts, zu dem Sie neue Reifen brauchen, sondern tragen auch zu einer besseren Leistung Ihres Traktors, einem niedrigeren Kraftstoffverbrauch und einem besseren Bodenschutz bei.
Der Reifen ist der Schnittstelle zwischen Traktor und Boden: Ihn zu schützen, bedeutet Einsparungen, aber auch effizienteres, umweltfreundliches Arbeiten.

 


Um Sie bei der Erkennung von Alarmsignalen zu unterstützen, die auf einen vorzeitigen Verschleiß hinweisen, haben wir den Guide „Wie ich anormalen Verschleiß bei meinen Traktorreifen feststellen kann“ erarbeitet, den Sie hier kostenlos herunterladen können.

Wie ich anormalen Verschleiß bei meinen Traktorreifen feststellen kann

Die meisten Personen, die diesen Artikel gelesen haben, interessierten sich auch für die folgenden Artikel, die nachfolgend in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit aufgeführt sind:

Themen: Reifen-VERSCHLEISS

Ihnen hat dieser Artikel gefallen? Dann teilen Sie ihn

MEHR ÜBER DASSELBE THEMA ERFAHREN

SCHREIBEN SIE EINEN KOMMENTAR